Erfahrungen

Rosenschnitt im Frühling?

Die Forsythien-Blühte ist nicht immer der Start für Rückschnitt-Arbeiten.

Rose Alexandra Princesse de Luxembourg: Im Herbst zurückgeschnitten / Foto vom 13. April 2022

Jedes Jahr stellt sich die Frage: Wann schneide ich meine Rosen? Viele Rosenliebhaber und Züchter beantworten die Frage einfach: Wenn die Forsythie blüht (also im Frühling). Aber die Forsythien-Regel ist korrekt nur für die Gegenden, wo der Winter klar ausgeprägt ist und Sträucher wachen auf, erst wenn es klar ist: Der Frühling ist da.

Aber in Südwesten von Deutschland ist der heutige Winter nicht so einfach zu definieren. In meinem Fall ist es Odenwald-Bergstraße, wo kaum Schnee und Frost anfallen und kein „richtiger“ Winter herrscht. Im Februar haben wir oft Wochen, die wärmer sind als manche im März. Oder wie dieses Jahr: Nur an zwei Wochenenden im April hatten wir mehr Schnee als in den ganzen Wintermonaten davor.

Meistens schneide ich meine Rosen im Herbst zurück auf 20-30 cm und decke sie mit Vlies oder Tannenästen zu. Bei den Kletterrosen schneide ich im Herbst mindestens alle zu groß geratene und „rausgestreckte“ Äste zurück. Was besonders bei freistehenden Rosenbögen oder Obelisken wichtig ist, da sie bei starkem Wind, Sturm anfällig sind. Alle dünnen Äste können verbleiben, da sie für stürmisches Wetter irrelevant sind. Bei den Kletterrosen an der Wand mache ich Rückschnitt einmal im Herbst, da sie von der Wand genug Wärme bekommen und dann den „Feinschnitt“ im Frühling. Die einmalblühende Kletterrosen werden einmal komplett nach der Blühte oder im Herbst gelichtet, zurückgeschnitten und angebunden.

Letztes Jahr habe ich nicht geschafft alle Rosen zurückzuschneiden. Deswegen fiel der Frühlingsschnitt diesmal anders aus. Theoretisch sollte ich auf die Forsythien-Blühte warten. Praktisch aber sah es anders aus: Einige Rosensorten trieben schon Anfang März aus. Bei buschig wachsenden Beetrosen musste ich da noch nichts machen – sie behalten ihr „Mikroklima“ und sind durch viele kleine Äste von der Kälte und von der Sonne geschützt – der Rückschnitt erfolgte Mitte März.

Anders ist es bei hochwachsenden Edelrosen, die starke hohe Triebe im Spätsommer gebildet haben. Den unteren Bereich habe ich im Herbst wie immer abgedeckt, aber die hohen Triebe stehen gelassen. Und nun als wir schon Ende Februar – Anfang März warme sonnige Tage hatten und es tagsüber schon +7 – +10 Grad war, trieben die Rosen aus. Und einige davon waren schon dabei kleine Blätter zu entfalten, und zwar ganz oben – an der höchsten Spitze der Pflanze. Dabei war meine Forsythie fern davon zu blühen.

Die Rose schickt alle ihre Wachstumshormone zu dem höchsten Punkt. Daher die graden Triebe von über ein Meter bekommen Saft und Kraft zu ihren Spitzen. Aber genau diese Triebe sollen für die nächste Saison auf 20-30-40 cm gekürzt werden (es kommt darauf an, wie ich jeweilige Rose wachsen haben möchte). Das bedeutet: Wenn ich die hohen Triebe nicht frühzeitig zurückschneide, „verpulvert“ Rose viel Kraft und später braucht sie wesentlich mehr Zeit, um neu zu starten.

Den Frühlingschnitt habe ich dieses Jahr in der dritten März-Woche komplett fertig gehabt. Zurückgeschnittene Rosen haben nach dem Schnitt gleich losgelegt – jede mit ihrer Geschwindigkeit. Aber im Herbst geschnittene Rosen haben sehr großen Vorsprung.

Manche werden sagen, dass wir gerade im April wieder Schnee und Frost hatten. Ja, und der Frost hat den jungen Blättern nicht geschadet. Ich habe nur an zwei-drei Rosen (von über 300) frostgeschädigte Blätter gefunden. Diese Rosen stehen an der Nordseite und sind ungeschützt.

Meine Erfahrung für den Frühlingschnitt: Wenn wir noch „Winter“ haben und die Forsythie bei weitem noch nicht blüht, aber die Rosen anfangen auszutreiben, schneide ich hochstehende Triebe zurück. Rosensträucher bleiben zugedeckt. Bei Kletterrosen endgültige Lichtung vollführen: Alle aus dem Herbstschnitt verbliebenen dünnen Äste werden nun abgeschnitten. So, das habe ich dieses Jahr Mitte März alles erledigt.

Alle diese Jahre mit unklar definierten Jahreszeiten habe ich mich gequält: Wann schneide ich meine Rosen? Ich habe Fachliteratur durchforstet, ich habe Fachleute mit Fragen gelöchert und keine befriedigende und begründete Antwort erhalten. Diese Antwort habe ich aus der Praxis in meinem Garten bekommen. Die Antwort lautet: Ich schneide meine Rosen im Herbst. Für den Frühling bleibt nur der leichte Feinschnitt. (Und wann die Forsythie blüht, ist mir schnuppe!)

Rose Santana / Im Herbst geschnitten / Eine der ersten Knospen am 13. April 2022

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